Kind in einer Coltan-Mine im Kongo*
Der Dokumentar-Film Blutige Handys (Blood in the Mobile), der dieser Tage im WDR lief und jetzt auch online als Video zu sehen ist in der ARD Mediathek, verfolgt den Weg der Rohstoffe die in Handys und Smartphones verbaut werden: Coltan und Kassiterit.
Zudem konfrontiert der Reporter Frank Piasecki Poulsen die Verantwortlichen von Nokia, dem größten Handy-Hersteller der Welt, mit der katastrophalen Lage vor Ort in Kongo:
- 5 Millionen Tote
- 300.000 Vergewaltigungen
Kinderarbeit unter unmenschlichen Bedingungen in einer Sklaverei-ähnlichen Abhängigkeit wobei der Tod durch zuschütten oder erschießen Alltag ist.
Von der Umweltzerstörung ganz zu schweigen.
Der Bürgerkrieg mit einer unüberschaubaren Anzahl von Gang-ähnlichen Fraktionen und Verbänden speist sich aus dem Rohstoff-Abbau für die Handy-Produktion und andere Elektronik.
Nokia weicht konsequent aus, weist die Verantwortung von sich bzw. versucht eigene symbolische Bemühungen als hinreichend darzustellen.
Eine zutiefst deprimierende Einstellung. Da Nokia laut dem Film als besonders sozial verantwortlicher Handy-Hersteller gilt und jedes dritte Handy der Welt herstellt ist davon auszugehen, das andere Handy-Produzenten umso weniger Verantwortung übernehmen.
Die afrikanischen Militärs und Handlanger berichten hingegen frei heraus über Korruption, das Töten und Rohstoff-Produktion. Moral in unserem Sinne kennen sie offenbar nicht.
Ich persönlich kann diese Hölle da unten nicht mehr klaglos mittragen und werde meine Berichte über Nokia, Handys und Smartphones in Zukunft zurückfahren. Ich werbe ja auch für Mobiltelefone hier und habe wiederholt Nokia-Handys als empfehlenswert dargestellt.
Ich kann aufgrund dieser Informationen aus dem Film Blutige Handys (Blood in the Mobile) meine positive Haltung Handys und Nokia gegenüber nicht mehr rechtfertigen.
Ich werde noch überlegen ob ich die älteren Handy und Nokia-Berichte lösche oder durch Warnungen und Verweise auf den Film Blutige Handys ergänzen werde. Auf jeden Fall kann ich den Massenmord und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht mehr unterstützen.
Zudem ziehe ich es in Betracht meine Handys wegzuwerfen.
Ich habe ja jetzt schon keinen Fernseher bzw. kein Auto und lebe sehr gut damit. Es wird auch wieder ohne Handy gehen denn ich habe seinerzeit auch recht spät angefangen ein Handy zu nutzen (erst ab 2002).
Das gilt so lange bis mir ein Hersteller nachweisen kann, dass seine Rohstoffe fair und unter umweltfreundlichen Bedingungen gefördert werden und vor Allem nicht aus dem Kongo stammen. Da Coltan und Kassiterit aber knapp sind dürfte das schwer sein.
* Bild von Mwemba Phezo Dizolele, dessen Website leider offline ist.
14 Reaktionen ↓
1 Gilly // 3. 12. 2010 um 18:28
Du hast also kein Auto und kein Handy. Ok. Aber wie hast du diese Zeilen geschrieben und veröffentlicht? Doch sicherlich an einem PC oder einem Notebook….
2 zeitgeist // 3. 12. 2010 um 19:00
Wie hast Du denn Deinen Kommentar publiziert Du Schlaumeier? Bist Du eine/r von den „nichts sehen/nichts hören/nichts sagen“ Affen?
3 blub // 5. 12. 2010 um 17:36
Du solltest weitere Dokumentarfilme schauen und wirst ziemlich schnell merken, dass sich die Tatsache nicht verleugnen lässt, dass viele Güter der industriellen Welt auf Ressourcen ärmerer Länder angewiesen ist.
Du solltest noch einmal deinen Header lesen, denn ich denke nicht, dass ein Film über Ausbeutung weder gestern, noch heute und garnicht erst morgen „cool“ sein wird.
Und nun eine Frage: Wie soll ein Konzern Arbeitsplätze erhalten, die er in den Industrieländern bereitstellt, wenn es Leute geben sollte, die diesem Beispiel folgen und nun Nokia-Handys meiden? Folgen wären Stellenabbau, was einen Dominostein zum Fall bringt, dem Arbeitslosigkeit, Armut folgt. Oh, der Armut folgt meist noch, dass nun die ganze Familie arbeiten muss um zu überleben, auch die Kinder.
Und zu deiner doch so sehr proletischen Antwort über mir:
Derjenige der ein Affe ist, bist du. Diesen Luxus, dass du ohne Auto und ohne Handy auskommst, liegt schließlich an den Ausweichmöglichkeiten wie ÖPNV und dem Internet.
4 zeitgeist // 4. 1. 2011 um 17:33
Arbietsplätze sind also wichtiger als Menschenrechte?
Dieser Art Kinderarbeit zu rechtfertigen ist mir wohl bekannt und ein Ausdruck westlicher Ignoranz. In gleicher Weise wurde seinerzeit die Sklaverei gerechtfertigt.
Wenn Du mich schon zu belehren versuchst dann ohne Beledidigungen, „Affe“ war bei mir Teil einer metapher bzw. Redensart, aber das übersteigt wohl Dein Verständnis. Weitere anonyme Troll-Kommentare werden gelöscht.
Da Kinderarbeit verboten ist werde ich auch keine weiteren Aufrufe zu Straftaten dulden.
5 John // 14. 1. 2011 um 03:20
Nein ich möchte nicht das Unrecht klein reden, das sie beschreiben und anprangern. Wohl aber die Frage stellen, ob ihre daraus resultierende Betroffenheit und Konsequenz Sinn macht. Werden nicht auch in ~100% aller HighTech Geräten seltene Erden verbaut, die zu ebenfalls nahezu 100% in China unter menschenrechtlich bedenklichen Umständen gefördert werden? Machen sie den Blog jetzt zu, oder raten sie bei jedem Test/Bericht über ein neues Produkt, dieses aus humanitären Gründen nicht zu kaufen? Betroffenheit & Aufklärung sind gut, Hut ab. Aber weniger Naivität und mehr Recherche wären empfehlenswert.
Und wo wir schon dabei sind: Ich kann mir vorstellen das es sich doof anfühlt, wenn Arbeit in Artikel gesteckt wird, und diese dann zerrissen werden, Sowohl bei diesem wie auch bei vielen anderen Artikeln dieses Blogs aber ist ihre Reaktion unprofessionell emotional. Ich empfehle die Kommentar Funktion einfach zu deaktivieren bzw. den Facebook „Gefällt-Mir“ Button zu integrieren, wenn man sich mit negativer Kritik schwer tut.
6 Wahnsinn Atomenergie? - Seite 202 - Aktienboard // 18. 4. 2011 um 23:22
[…] aufziehen, oder sogar schlimmeres: http://www.spiegel.de/international/…591097,00.html https://zeitgeist.yopi.de/alles-nicht…krieg-in-kongo http://dokuleaks.blogspot.com/2010/1…handys_09.html Nein, nicht lokale Politiker, unmenschliche […]
7 Das beste Handy laut Stiftung Warentest 1/2011: Samsung Galaxy S und Nokia N8 // 26. 4. 2011 um 16:24
[…] zuletzt hat Nokia auch in Afrika wo die Rohstoffe für Mobiltelefone stammen scheinbar gewaltig Dreck am Ste…. Andere Hersteller sind da nicht unbedingt besser aber bei Nokia sind die Ausflüchte und die […]
8 c’t Test: Android Smartphones besser als iPhone // 17. 5. 2011 um 12:11
[…] sind Smartphones eine zwiespältige Angelegenheit. Allein wie die Rohstoffe unter unmenschlichen Bedingungen dafür gewonnen werden. Zudem hat eine Studie festgestellt das das massive Bienensterben der letzten Jahre auch durch […]
9 Werner Schmidt // 4. 10. 2011 um 23:01
Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
mir ist nicht verständlich oder doch, das unser Politiker nicht stärker auf die Unternehmensleitung von Nokia einwirken.
Thema. Coltan und Kassiterit.
Mit freundlichen Grüßen.
Werner Schmidt.
10 Nokia Lumia 800 Test-Übersicht: Gute Mittelklasse // 24. 11. 2011 um 16:35
[…] Wer 400 Euro ausgeben will ist beim Lumia 800 richtig, außer er interessiert sich für Menschenrechtsverletzungen in Kongo. […]
11 Samsung Galaxy Nexus: Das beste Smartphone für 2012? // 1. 12. 2011 um 17:51
[…] Ich bin ja persönlich längst ziemlich Smartphone-müde nicht nur wegen der Krebs-erregenden Strahlung vor der sogar die WHO warnt, sondern auch wegen den menschenunwürdigen Bedingungen unter denen die Rohstoffe für Smartphones gefördert werden. […]
12 April // 13. 3. 2012 um 10:42
Handys wegzuwerfen ist keine Lösung. Die meisten Handyhersteller recyceln Handys. Man kann sie zum Beispiel unter http://www.zonzoo.de/ noch verkaufen und bekommt dann sogar Geld oder wenn das Handy alt oder kaputt ist wird es recycelt. Die Inhaltsstoffe können wieder verwendet werden und es wird sogar Geld für recycelte Handys an Umweltorganisationen gespendet. Handys in den Müll zu werfen sorgt dafür, dass wichtige Rohstoffe im Müll landen und außerdem auch noch Schadstoffe! Also: Handys recyceln!
13 Freerunning Video zeigt Nokia 808 PureView Kamera-Handy Möglichkeiten // 6. 7. 2012 um 15:36
[…] Mainstream, dass sie mich nicht mehr interessieren, eher bin ich dagegen inzwischen aus vielerlei Gründen. Nun hat mich aber ein Freerunning Video […]
14 Fairphone – ein Smartphone des Friedens? | Bachblatt Fair Fashion Blog // 16. 1. 2013 um 18:54
[…] dem Verkauf von Coltan (Tantal) wird der schon jahrelang andauernde Bürgerkrieg finanziert, der bis 2010 bereits 5 Millionen Tote gefordert […]