zeitgeist Gadgets und Technikphilosophie

gestern wissen was heute cool und morgen mainstream ist


iPhone lebensgefährlich

5. 5. 2008 · 9 Reaktionen


Knapp entging ein Berliner dem Tod nachdem ihm eine Bande Jugendlicher beim versuchten Raub eines iPhones mehrfach mit einem Messer in den Rücken stach. So sehr man sich dem Problem „schockiert“ oder „betroffen“ nähern möchte oder gleich mit Ausländerfeindlichkeit, denn es waren „Araber“ oder „Türken“ laut Berichten und die Presse kann es schön ausschlachten, ist das zu einfach. Das Opfer war zwar auch Ausländer bzw. „Deutsch-Pole“, eine Art Hybrid also die mir ein wenig ähnelt. Ich wurde in Polen geboren und lebe seit 1985 in Deutschland.

Nun ließe sich aber auch fragen warum denn ein iPhone lebensgefährlich ist? Das lässt sich direkt auf die identitäre Politik von Apple zurückführen. Heutzutage ist man nicht „stolz ein Deutscher zu sein“ (außer man ist ein rechter Höhlenmensch) man ist stolz darauf ein Apple-Nutzer zu sein. Es ist nicht das Design oder der technische Fortschritt der viele Apple-Käufer motiviert. Technisch und von Design gibt es genug und bessere Alternativen (das LG Prada mit Touch-Funktion gab es vor dem iPhone etwa, IBM hatte ein Air-artiges dünnstes Notebook der Welt schon 2004). Nein, darum geht es nicht. Es ist die Identität, das Gefühl cool zu sein, dazu zu gehören.

Apple gibt uns das was weder die Nation noch Microsoft und liefern kann.

Was machen aber diejenigen die keine Käufer sind und eh nicht dazu gehören, nicht einmal zur Nation? Sie müssen sich ihre identitäre Zugehörigkeit erkämpfen. Wer das nicht mit Worten kann wie ich, der kann das in den traurigsten Fällen nur mit Gewalt tun. Dieser Fall macht mich natürlich umso betroffener, als das ich als „Deutsch-Pole“ das Opfer hätte sein können und in der Tat geriet ich erst kürzlich in eine offenen Konflikt mit 3 anderen „Migranten“, entging ihm aber glimpflich.

Es ist natürlich nicht nur ein Apple-Problem und auch nicht ganz neu. Das Problem des Todes für Markenklamotten ist seit mindestens 10 bis 15 Jahren bekannt. Ich hatte auch schon mal eher die unangenehme Gelegenheit gehabt vor etlichen Jahren jemanden kennezulernen der etwa Dealer und Zuhälterwegen wegen ihren Handys überfiel: „Dealer werden ja nicht zur Polizei gehen“.

Wer aber es darauf anlegt als Marke seine Produkte zum Kult zu erheben, nimmt es auch billigend in Kauf, dass dafür getötet wird und zwar längst nicht mehr nur in den amerikanischen „Schwarzen-Ghettos“.

Dafür kann man nicht nur das schwächste Glied der Gesellschaft verantwortlich machen, die Migranten-Kinder die sich nicht anders behelfen können. So ist die Verwunderung, dass jemand wegen 400 Euro fast getötet wird eben zu kurz gedacht. Es geht nicht um Geld, es geht um Identität, es geht um Zugehörigkeit, es geht um Ausschluss. Dinge die in der Pubertät enorme wcihtigkeit haben, denn die Täter waren Teenager.

Die Integration wird in Deutschland immer so behandelt als seien die Ausländer nicht gewillt sich zu integrieren. Integration bedeutet, dass eine größere Gruppe Neuankömmlinge integriert und diese nicht ausschließt.

Wenn das einzige Mittel sich zu integrieren der Raub eines iPhones ist, dann läuft in der Gesellschaft was schief.

Wenn die Presse von Türken oder Arabern spricht dann ist klar, das sien die nich wir. Sie werden vom Journalisten nicht integriert, nicht als Jugendliche oder Kriminelle behanldet sondern als Ausländer. Es ist auch diese Ablehnung die diese Kinder dazu zwingt noch mehr um Anerkennung zu kämpfen.

Worauf sollte man eigentlich stolz sein? Auf etwas was selbst geschafft und geschaffen wurde. Warum sollte ich meine identität aus Staaten in die ich hinegeboren wurde beziehen oder aus Produken die ich mir kaufe? Ich bin nicht Deutschland und ich bin nicht Apple. Ich bin das was ich tue.

Tags: Apple

9 Reaktionen ↓

  • 1 term // 5. 5. 2008 um 19:16

    Guter text und erklärt. Deutschland tut einiges für die Integration von Ausländern. Die Presse ist an allem Schuld und stellt Hürden.

    zu Markenidentität:
    Für jede Marke wäre es ein Traum wenn dafür Blut fliesst. Das nennt man gelungenes Marketing Top eins.

  • 2 Mush // 6. 5. 2008 um 01:42

    Meine Meinung dazu: Es mag sein, dass ein Teil der Motivation der Täter dem Umstand entsprang, dass sie aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen. Das trifft aber auch auf die meisten Nazi-Schläger zu.
    Es ist wie Du selbst schreibst: „Ich bin das, was ich tue“. Wer als Gruppe einem Menschen auflauert, ihn bedrängt, ihn zusammenschlägt, tut etwas widerliches und ist damit widerlich. Äußere Umstände können das nicht entschuldigen, denn jeder kann sich gegen das Zuschlagen entscheiden, besonders wenn er nicht bedroht wird.

  • 3 zeitgeist // 6. 5. 2008 um 12:30

    term: Deutschland tut als Staat recht viel, aber die Menschen selbst tun zu wenig. Es ist sehr schwer Anschluß zu finden wenn man irgendwie andersartig ist, aber eben nicht cool weil schwul oder so etwas.

    Mush: Mir geht es nicht es zu rechtfertigen sondern darum es zu verstehen und verständlich zu machen. Sonst ist man gleich auf Höhe von Hessen-Koch und will Kinder in Lager einsperren und hier geborene Jugendliche aus Deutschland deportieren. Es sind eben nicht nur Armut und „soziale Verhältnisse“ es ist der gesellschaftliche Umgang mit Minderheien und die Substition jeglicher Werte durch materielle Atrappen deren.

  • 4 Mush // 6. 5. 2008 um 19:39

    Na, der Vergleich mit Koch ist nicht sachlich, und was sollen die Beispiele mit den Lagern und dem Deportieren?
    Du implizierst hier, dass man einen hirnverbrannt extremen Standpunkt (Koch, Lager, Deportation) einnimmt, wenn man nicht danach strebt, die Beweggründe der Täter zu verstehen. Das ist weder logisch, noch richtig.
    Ursachenforschung ist gut, aber sie sollte unbefangen ablaufen. Du kannst nicht objektiv darlegen, ob und wie effektiv stärkere Integrationsbemühungen solche Vorfälle verhindern könnten, denn schließlich ist Gewalt kein Phänomen, das nur von Ausländern ausgeht.

  • 5 zeitgeist // 7. 5. 2008 um 10:44

    Ich bin nicht „objektiv“, wie oben erwähnt, ich bin selber Migrant und solche Dinge wie ein auf Ausländerhaß aufgebauter Wahlkampf der auch noch von der Kanzlerin stillschweigend geduldet wird macht mich ganz subjektiv betroffen.

    Btw.: Ursachen und Beweggründe sind auch nciht das selbe.

  • 6 Von Apple-Kritik, Ersatzreligion, Netiquette und Steinzeitmenschen // 13. 6. 2008 um 11:04

    […] Konzern erreicht eine gruselige Überidentifikation mit der Marke die sogar dazu führt, dass Menschen dafür töten würden. Zudem reagieren Apple-Jünger mit verbaler Gewalt auf berechtigte Kritik. Sie mag […]

  • 7 Lukas // 13. 7. 2008 um 01:49

    Wow. zeitgeist ich nehme meinen Hut ab.
    Du bist gut. Nein wirklich, keine Ironie. Ich würde mich über viele Themen mal gerne mit dir außeinandersetzen.
    Genial finde ich die Formulierung „..Kinder in Lager einsperren..“ und „..Ausländer deportieren..“.
    Mit sowas kriegt man in Deutschland viele Leute mundtot.
    Dein Standpunkt ist klar. Koch ist out.
    Doch drehen wir mal den Spieß um. Was wollte/will den Ypsilanti?
    Einheitsschule? Nein..doch eher Gleichschaltung und die totalitäre Kontrolle jedes Menschen durch den Staat, oder? Sowas gabs in den dreißigern auch schonmal.
    Ok, das war extrem. Aber es gibt Standpunkte aus dem roten Lager die absolut undurchdacht sind. Unter CDU sei die Chancengleichheit [ in Hessen ] nicht umgesetzt. Nun, Ypsilanti betonte in dem TV-Duell mit Herr Koch, dass ihr Sohn nicht richtig mit G8 zurecht kommt. Vielleicht ist ihr nicht aufgefallen, dass nicht das Ziel sein sollte das jeder aufs Gymnasium gehn kann. Das hat nichts mit Chancengleichheit zu tun, demnach müsste man auf dem Gymnasium wohl nur Pfeifen lernen, damit auch jemand der nichteinmal Deutsch spricht ohne Probleme mitarbeiten kann.
    Zum Thema Chancengleichheit.
    Ich hatte vor einigen Wochen eine Intressante Unterhaltung auf einer Wirtschaftlichen Veranstaltung mit deinem Herrn, der aus sehr, sehr einfach Familienverhältnissen stammt. Er hat sich sehr anstrengen müssen um das zu erreichen, was er erreicht hat ( Er ist Manager eine Firma mit über 600 Millionen Euro Umsatz 2007 ), aber er selbst hat gesagt, dass er – Zitat – „nie das Gefühl gehabt hat, er hätte in Deutschland nicht jederzeit die Chancen bekommen, das zu erreichen was er erreicht hat“.

    Nochmal Hut ab. Vielleicht wäre es ja mit etwas weniger Einsitigkeit der ZEIT©geist ;)

  • 8 Bei iPhone Tod // 25. 7. 2009 um 19:52

    […] es bislang nur bei Raubüberfällen um dieses Statussymbol zu ergattern. Nun sterben auch Menschen in der Produktion und zwar nicht nur […]

  • 9 nicholas // 16. 3. 2010 um 21:42

    Hallo,

    ich bin 16 und stolzer besitzer eines iPhones.

    ich bin mit dem was du da schreibst ,zeitgeist , nicht einverstanden. ich fürchte du hast das thema ziemlich verfehlt.
    geht es hier um die „verteufelung“ von markenprodukten, wie dem iPhone oder um die Ungerechtigkeit wie sie deiner Meinung nach Migranten wiederfährt.
    Zunächst einmal ist deine Website sehr „ironisch“, du warnst in einem Absatz über die gefahren eines iPhones und einen Absatz weiter unten ist eine große werbung mit angeboten für iPhones und iPods. Ist es dir recht, dass die Werbung dieser Firma die du so ablehnst, deine Website finanziert?
    Es mag zwar eine Ungerechtigkeiten gegenüber Migranten geben, jedoch meine ich einerseits, dass es zwar teilweise so ist aber dass man das nicht auf die Masse beziehen kann und andererseits frage ich mich was die ganze Debatte mit dem iPhone zu tun hat. Das iPhone ist wohl austauschbar mit so ziemlich jedem hochwertigen Markenprodukt, wie z.B. einer teuren Uhr oder Ähnlichem.
    Warum ist es von Nachteil, dass Menschen wie z.B Ich, mich mit den Apple Produkten und auch dem iPhone identifizieren können. Ich kann dir auch sagen warum: Apple ist anderst als die Masse, es ist etwas Besonderes, dass nicht jeder hat, es ist gut durchdacht. Es ist ein lifestyle Produkt denn – ja niemand braucht ein iPad aber es ist schön eines zu haben und auch in gewisser Weise nützlich (e-reader Funktion, mobiles Internet überall, … )

    Und gege was geht dieser bericht? – Gegen alle die keinen Migrationshintergrund haben und die „Mischlinge“ und „Ausländer“ schlecht behandeln und nicht integrieren? Gegen alle Medien die „Mischlinge“ und „Ausländer“ pauschal verurteilen?

    Du argumentierst gut, jedoch wäre es etwas nachvollziebar besser gewesen.

    nicholas